Generell zeichnen sich, in Intervallen begrenzt, Veränderungen am Markt, Trends zu Produkten, Nutzer- und Kaufverhalten sowie generelle technologische Trends ab. Oft werden diese heute als zukunftsweisend und hochbedeutend "gefeiert" und verpuffen schon bald in einer Blase.
So wie die DotCom-Blase Anfang der Jahrtausenwende und viele damit verbundene Trends innerhalb weniger Monate wieder verpufften und ein Milliardengrab für tausende Unternehmen schuf, die sich als Pioniere einer neuen Epoche sahen und mit gigantischen Summen subventioniert wurden, so entsteht oft ein unvermeidlicher Gegensatz zwischen dem, was die breite Masse erwartet und dem, was tatsächlich aus unternehmerischer Sicht sinnvoll ist.
Einen ähnlichen Trend erleben wir gerade im Segment der Künstlichen Intelligenz. Während TurboVision schon seit über zwei Jahrzehnten in diesem Bereich wissenschaftlich tätig ist und intensiv forscht, scheinen nun viele Unternehmer und Organisationen im aktuellen Hype fast zu "hyperventilieren" und treffen oft vollkommen unvorbereitet und ohne fundiertes Sachwissen Entscheidungen, wobei sie sich meist vom Mainstream und Trends lenken lassen, ohne sich den Auswirkungen ihrer Entscheidungen bewusst zu sein. Sie verfallen meist der Illusion, dass die Implementation Künstlicher Intelligenz in die Strukturen eines Unternehmens auch die ökonomischen Kennzahlen verbessert. Die eigentliche Intelligenz besteht darin, aufbauend auf klugen Ansätzen, Methoden und Strategien zu modellieren, auf deren Basis intelligente Algorithmen entwickelt werden und deren Einsatz einen nachhaltigen Einfluss auf die Erfolgsfaktoren des Unternehmens nimmt. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen der Integration eines Chat-Bots in die Website und intelligenten Algorithmen, die sich positiv auf die Vermögenswertbildung im Unternehmen auswirken.
Klassische Geschäftsmodelle und Mainstream-Strategien für das Online-Business werden es zunehmend schwerer haben. Das, was als Mainstream-Lösung in den letzten Jahren noch erfolgreich funktionierte, wird es in Zeiten zunehmender Dominanz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz mittel- und langfristig versagen. Viele Unternehmen und Organisationen befinden sich noch immer auf dem Standpunkt, dass sie gut oder sehr gut für die kommende Dekade im Onlinehandel aufgestellt sind - ein Trugschluss, der bereits schon jetzt für eine nicht geringe Anzahl von Firmen fatale Folgen hat.
Und gerade in dieser Phase des notwendigen wirtschaftlichen Umdenkens in den Unternehmen und Organisationen werden diese mit einer Masse an Produkten und Lösungen konfrontiert, die sich dem Mainstream der "Künstlichen Intelligenz" verschrieben zu haben scheinen. Aus unserer Sicht etablieren sich aktuell zu viele Anbieter und Lösungen am Markt, die zwar dem Hype der Künstlichen Intelligenz gerecht werden wollen, aber denen es oft am Verständnis der Komplexität dieses Themas mangelt und langfristig keine Nachhaltigkeit ereichen werden. Es zeichnet sich gerade eine Phase mit vielen Parallelen zum Aufschwung des Neuen Marktes Ende der Neunziger Jahre ab.
In solches Phasen setzten hunderte identische Produkte den Fokus auf letztendlich ein allgemeines Ziel. Anfangs scheint dieser Trend logisch und nachvollziehbar. Doch was passiert? Es entsteht eine Masse kaum zu unterscheidender Produkte und Leistungen, in der sich keines als wirklich einzigartig abzeichnet. Das bedeutet aber auch, dass man dadurch ausschließlich über den Wettbewerb versucht, seine Position am Markt zu behaupten anstatt über Alleinstellung und Einzigartigkeit. Es gilt, dass derjenige, der macht, was alle tun, auch nur das ernten kann, was alle anderen ernten. Somit führt die Kontrolle über den Markt unmittelbar über den Hebel des Preises. Damit endet der Wettbewerb für viele Unternehmen in einem endlosen Machtkampf um Positionen und schwindende Gewinne.
Wir erleben nur viel zu oft, wie sich Trends in der Internetbranche abzeichnen und jeder versucht, auf den rollenden Zug aufzuspringen, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Doch wie winzig dieses Stück sein kann, erahnt man, wenn man sich die gewaltige Masse an Lösungen und Websites anschaut, die genau solchen Trends unterliegen. Hier kann man auf Wunder hoffen und gewaltig ins Marketing und Kampagnen investieren, um seinen Marktanteil zu vergrößern.
Im Ergebnis dessen kommt man in die Tretmühle zwischen Customer Lifetime Value (CLV), dem Nettoertrag, den man mit einer Kundenbeziehung erzielt, und dem Customer Akquisition Cost (CAC), den Kosten pro Kunde für Akquise.
Mit visionären Ansätzen und Ideen, die sich vom Mainstream abgrenzen, hat man die besten Aussichten auf eine Positionierung am Markt über Alleinstellungsmerkmale und kann mitunter ganze Marktsegmente und Märkte kontrollieren. Marketing allein hilft hier wenig. Der Grundansatz und die Mission sind entscheidend.
So sollten wir uns nicht primär vom Jetzt und Heute und dem Mainstream beeinflussen lassen, sondern uns leiten lassen von unseren Idealen und Visionen.
Oft senden die Unternehmen und Organisationen Mitarbeiter und Führungskräfte zu Kongressen, auf denen sie mit vielen Trends und Studien konfrontiert werden. Das Ergebnis dessen ist meist, dass man anschließend versucht sich an den vermittelten Informationen zu orientieren und die künftigen Trends der eigenen Unternehmenspolitik sowie die Entscheidungen in den Organisationen daran auszurichten. Was uns dabei nur selten bewusst wird, ist die Tatsache, dass wir uns mit unserem Handeln den Trends der Gegenwart oder gar denen der Vergangenheit aussetzen.
Generell kann man behaupten, dass es zwei Arten von Wirtschaftsanalysten gibt, wenn es um Prognosen und Trends für die Zukunft geht. Die einen wissen nicht, was die Zukunft bringen wird, und die anderen wissen nicht, dass sie das nicht wissen. Überlegen wir doch einmal ganz trivial mit unserem logischen Menschenverstand. Wenn so genannte Analysten tatsächlich in der Lage wären, uns zu prophezeien, welche Trends in der Zukunft erfolgreich sind, müssten sie heute ganz gewiss nicht mehr als Analyst tätig sein und würden weiterhin Studien durchführen. Sie hätten das, was sie aus ihren Studien als Trend der künftigen Märkte entnehmen, bereits schon lange selbst in Erfolgskonzepte gewandelt. Natürlich sind Studien und Analysen wichtig, aber viel wichtiger sind die Schlussfolgerungen und Lehren, die wir daraus ziehen, und die Bereitschaft, sich auch entgegen der Massentrends auszurichten, an eigene Visionen und Ziele zu glauben, sein herausragendes Leistungsmerkmal (USP = unique selling proposition) auszuprägen und auszubauen sowie selbst Trends der Märkte zu gestalten, anstatt diesen zu folgen wie eine Herde Schafe, die einem Vorausrennenden nacheilt, ohne weder Grund noch Ziel zu kennen.
In seinem Buch "Perspektivwechsel - Methoden und Strategien zur Eroberung der Onlinemärkte der Zukunft" beschrieb Thomas Melde, CEO von TurboVision, wie wichtig es ist, sich außerhalb des Mainstreams zu positionieren und mit smarten Systemen, Vermögenswerte im Unternehmen zu schaffen. In Vortragsreihen referierte er zu diesen Themen und hat Unternehmen in ganz Europa beraten. Mitte der letzten Dekade startete TurboVision mit dem Programm "Asset Forming by Artificial Intelligence"(Vermögenswertbildung durch Künstliche Intelligenz).
15.11. Die Verfügbarkeit von Informationen sagt nichts über deren Qualität aus
Dinge sind nicht wahrscheinlicher oder treten häufiger auf, nur weil es uns so erscheint. Wir neigen dazu, Sachverhalte nach unseren Empfindungen zu beurteilen, wenn uns keine präzisen und vollständigen Informationen vorliegen.
Die kognitive Psychologie beschreibt die häufig oft unbewusste Grundlage unserer Entscheidungen als Verfügbarkeitsheuristik.
Menschen überschätzen die Wahrscheinlichkeit, durch eine Haiattacke oder einen Flugzeugabsturz zu sterben, unterschätzen aber gleichzeitig das Risiko, durch Malaria oder einen Hundeangriff ums Leben zu kommen.
Jährlich sterben durchschnittlich zehn Menschen durch einen Haiangriff. Die Zahl der Opfer von Flugzeugabstürzen liegt unter 1.000. Durch Hundeangriffe kommen jährlich mehr als 25.000 Menschen ums Leben. Pro Jahr gibt über 725.000 Todesopfer durch Mückenstiche und die dadurch übertragenen Krankheiten. Davon entfallen allein 600.000 auf Malaria. Haben wir keine exakten Informationen, so beurteilen wir Situationen und Sachverhalte nach unseren verfügbaren Erinnerungen. Wir machen unser Bild von der Welt abhängig von der Einfachheit, mit der uns Beispiele einfallen oder uns Informationen zur Verfügung stehen. Das ist natürlich unlogisch. Es geschieht nichts häufiger oder ist wahrscheinlicher nur deshalb, weil wir es uns besser vorstellen können.
Das kann zu Fehleinschätzungen mit fatalen Folgen führen.
Dramatische, laute, grelle und sensationelle Ereignisse prägen sich tiefer in unserem Gedächtnis ein und sind daher für uns schneller verfügbar. So neigen Glückspieler dazu, weiterhin Münzen in die Spielautomaten zu werfen, sobald sie andere Spieler dabei beobachten, wie sie gerade einen Jackpot leeren. Dadurch sehen sie auch ihre Gewinnchancen steigen, was natürlich unlogisch ist. Die Gewinnchancen verändern sich nicht, nur weil ein anderer gewonnen hat. Menschen machen solche Fehler ständig.
Geschieht etwas öfter, so verankern wir es tiefer in unserem Gehirn. Dabei ist zunächst erst einmal egal, ob es wahr ist oder nicht. Menschen treffen ihre Entscheidungen auf der Basis von Informationen, die ihnen vorliegen und einfach zugänglich sind. Ist gerade etwas im Trend oder wird es nur oft genug irgendwo erwähnt, neigen wir dazu, diese Information mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für unsere Entscheidungen heranzuziehen.
X = Informationen, die uns zur Verfügung stehen
Berichten die Medien verstärkt über negative Prognosen zur Wirtschaftslage, Rezession und bevorstehende Entlassungswellen, wird genau das eintreten, aber nicht, weil die Journalisten die Weitsicht hatten, in die Zukunft zu schauen, sondern deshalb, weil sich die Wirtschaft an den Prognosen orientiert. Wenn wir nur oft genug hören, dass sich eine Branche auf dem Weg in die Rezession bewegt, wird genau das eintreten. Zuerst werden die Börsen auf diese Meldungen reagieren. Die Anleger werden nervös und verkaufen ihre Anteile. Die Kurse brechen ein und die Branche befindet sich tatsächlich in einer Krise.
Gleiches geschieht übrigens auch, nur in umgekehrter Reihenfolge, sobald sich Prognosen über einen Aufschwung oder den Boom einer Branche verbreiten.
Gravierende Ereignisse wie das Platzen der Immobilienblase im September 2008 oder das Einbrechen des Neuen Marktes im März 2000 hatte niemand vorausgesagt.
Es ist schwierig, unser Unterbewusstsein zu kontrollieren. Doch das Wissen über die Verfügbarkeitsheuristik und die Art, wie wir Informationen heranziehen, um Entscheidungen zu treffen, kann uns dabei helfen, so manche leicht getroffene Entscheidung zu hinterfragen. Beachten Sie immer: Je mehr Informationen Ihnen zur Verfügung stehen und je präziser diese sind, umso besser werden Ihre Entscheidungen sein.
Bei Arbeitsgruppen und in Teams kommt es häufig zu Konflikten, wenn jemand seine Beiträge nicht genügend wertgeschätzt empfindet. In diesen Fällen führt die Verfügbarkeitsheuristik zu einer Überschätzung der eigenen Arbeit. Das liegt daran, weil sich jeder an den von ihm geleisteten Beitrag am besten erinnern kann.